Über 400'000 Besucherinnen und Besucher zählt das Lichtspektakel "Rendez-vous Bundesplatz" jährlich ungefähr - Zahlen, von denen so manche Kulturinstitution nur träumen kann. Dieses Jahr zählte der Event gar 21 Prozent mehr Besucher als 2013. Nach vier erfolgreichen Jahren ist es an der Zeit für ein Gespräch mit der Organisatorin Brigitte Roux von
Starlight Events.
Frau Roux, warum ist das Institut für Metrologie (METAS) aus Wabern Ausgangspunkt für das diesjährige Programm – ein Institut, das die meisten Menschen nicht mit Kunst in Verbindung bringen?
Beim METAS in Wabern steht die FOCS. Die FOCS (Fontaine Continue Suisse) misst die Zeit, die sich stets weiter zu beschleunigen scheint, mit einer Genauigkeit von einer Sekunde Abweichung in 30 Millionen Jahren. Für den Beginn der Geschichte genau der richtige Ort.
Stört es Sie, wenn Besucher eine Geschichte nicht als Ganzes wahrnehmen, sondern einfach ab der Bilderpracht staunen?
Es ist verständlich, dass viele Besucher die Geschichte nicht wahrnehmen, sie kommen und staunen und sind einfach ab der Verwandlung des Bundeshauses in farbige und sehr präzise Bilder fasziniert. Und dennoch: Sehr viele Besucher haben die Geschichte und auch die Musiktitel bereits auf unserer Website studiert. Wenn man die Geschichte versteht, dann ist es sicherlich ein noch grösserer Genuss.
Wie viel Einfluss nehmen Sie als Organisatorin auf den Inhalt der Show?
Die Idee zum Thema der Show kommt von Starlight. Wir versuchen, den
französischen Künstlern schon im Januar ein mögliches Thema in Form eines Konzept vorzugeben. Dieses wird dann tagelang diskutiert, ausgearbeitet und daraus entsteht ein erstes Szenario. Natürlich möchten die Künstler eine Card Blanche bei der Umsetzung, die gibt es aber nicht. In dieser genauen Mapping-Technik eine Geschichte einzubauen und nicht nur schöne farbige Bilder zu produzieren, das ist ein sehr anspruchsvolles Handwerk. Man sollte da als Produzent und Veranstalter einen Mittelweg finden und den Künstler möglichst freie Hand lassen. Das braucht viel Feingefühl. Nur dann entsteht wirklich ein tolles Spektakel. Niemand lässt sich, egal in welcher Branche, gerne in sein Handwerk reden.
Wie oft haben Sie ein Programm nach Ende der Vorführungen gesehen?
Ich habe natürlich das Spektakel im Vorfeld schon viele Male am Computer gesehen und auch korrigiert. Wenn es dann an der Fassade am Bundeshaus mit den vielen Menschen auf dem Platz das erste Mal gezeigt wird, ist das ein emotionaler Moment.
Das Lichtspektakel ist für viele Bernerinnen und Berner der Auftakt in die Winterzeit. Wann beginnt für Sie die Planung?
Ein Jahr im Voraus, die Planung für das nächste Lichtspektakel hat also bereits begonnen. Von der Idee bis zum Szenario mit Musik brauche ich 7 bis 8 Monate. Davor kommt die grösste Herausforderung, die Finanzierung. Da es sich um einen Kulturanlass mit wenig Werbemöglichkeiten handelt, ist es fast unmöglich, von Banken, Versicherungen oder anderen grossen Firmen ein Sponsoring zu erhalten.
Wir stossen auf immer mehr ortsspezifische Lichtinstallationen (etwa hier). Haben Sie zu diesem Trend beigetragen?
Ich bin sicher, dass wir vor 4 Jahren mit unserem ersten Spektakel zur Entwicklung beigetragen haben. Aber zwischen einer kleineren Lichtinstallation und einer Fassadeninszenierung, wie wir sie machen, besteht ein riesiger Unterschied.
Was geschieht mit einem fertigen Programm nach dem Ende des Spektakels?
Das fertige Programm landet ganz einfach im Archiv und als Referenz auf unserer Website. Es gibt auch eine DVD dazu, die bald bei Bern Tourismus erhältlich sein wird.
Hat sich die Idee des Lichtspektakels nach vier Jahren erschöpft?
Natürlich ist das Thema nicht erschöpft. Wir haben es in 4 Jahren auf eine Bekanntheit in der ganzen Schweiz von 38 Prozent geschafft. Wir sind noch lange nicht am Ende. Man freue sich an dieser Stelle bereits auf das nächste Spektakel im Jahre 2015.
Wenn nicht das Bundeshaus: Welches Gebäude in Bern würden Sie gerne bespielen?
Ehrlich gesagt gibt es in Bern kein besseres Gebäude als das Bundeshaus. Keine Anwohner, ein grosser Platz für die Besucher, wir sind Gast am ehrwürdigsten Gebäude in der Schweiz… So lange man uns das Gastrecht gewährt, suchen wir keine Alternativen.
Das diesjährige Listspektakel findet noch bis am 30. November täglich um 19 und 20.30 Uhr statt (ausser am 23. und 24. November wegen dem Ziebelemärit).