Wir lieben Bücher. Kunstbücher. Aber unser Platz im kleinen Wohnzimmer ist beschränkt, denn solange unser Blog nicht täglich eine Million Besucher verzeichnet (das darf jetzt durchaus als Aufforderung verstanden werden), wird das wohl nichts mit dem Wohlhabend-Werden, und entsprechend auch nichts mit der hauseigenen Bibliothek.
Darum gehören wir zu jener Gattung Stadtbewohner, die
regelmässig Kisten mit Krims und Krams und eben Büchern auf die Strasse
stellen; ins Bermudadreieck des Breitenrain-, beziehungsweise
Länggassquartiers, wo die Sachen binnen Minuten verschwunden sind, ohne dass
unsere wachsamen Augen jemanden hätte vorbeischleichen sehen.
Besonders beliebt scheinen schöne Kunstbildbände,
Monografien zu Dali, Munch & Co., und selbst kunsthistorische Fachliteratur
findet schnell ein neues Frauchen oder Herrchen. Nur eine Publikation, die
scheint nicht an die Passanten zu bringen: Eine Monographie von Jutta Koether,
die wir anlässlich der Ausstellung der deutsche Künstlerin in der Berner
Kunsthalle im Jahr 2007 erhalten haben.
Hm. Warum mag niemand Jutta Koether? Klar, die sperrige Post-Punk-Kunst
aus den Neunzigerjahren ist nicht so geschmeidig wie eine Mohnblumenlandschaft,
aber bitte! Man muss sich das Buch ja nicht über die Badewanne hängen, sondern
lediglich ins Bücherregal stellen. Sind wir denn schon so weit, dass auch Kunst
nicht mehr anecken darf? Ähnliche Trends beobachten wir ja mit Argwohn in
anderen Kultursparten. So bemerkten wir etwa am diesjährigen Gurtenfestival:
Die Jungen von heute (genau, die, sehr konkret) mögen lieber geschmeidig-unschuldige
Klänge von den Mighty Oaks als ein sperriges Elektrogewitter aus den Neunzigern
(The Prodigy, Massive Attack).
Apropos Gewitter, 2007 veranstaltete Koether in der
Kunsthalle eine Konzert-Performance. Damals schrieb die zukünftige Kultusse in
ihrem Stammblatt:
„Dann
erfüllt ein dumpfer Klang den Raum. Und gleich noch einer, wie ein Donnern. Als
wäre ein Gewitter unter der Decke hereingebrochen, als wären Koethers schwarze
Gemälde an den Wänden Gewitterwolken. Immer wieder schlägt Gordon mit der Hand
aufs Mikrofon. Es kommen weitere Klänge hinzu – das leise Summen Gordons, ihr Schnauben.
Dann pfeift sie ins Mikrofon, während Koether auf dem Keyboard zu spielen
beginnt. Keine Pianotöne, synthetische Töne, die sich mit Gordons Stimme vermischen.
Der Takt wird schneller, die Melodie wilder – die Künstlerinnen spielen mit
ganzem Körpereinsatz, richten sich auf, stehen einander gegenüber, als wäre es
kein Duett, sondern ein Duell.“
Wir hoffen, dass die Monographie doch noch einen Abnehmer
findet. Interessierte können sich ja in den Kommentaren zu Wort melden (sie ist
in gutem Zustand, der pinkige Leuchtmarker hat allerdings hie und da
zugeschlagen). Uns bleibt nichts anderes als zu hoffen, dass das Gespann
Koether/Gordon nächstes Jahr am Gurtenfestival auftritt. Es wäre den Jungen
(genau, denen) zu wünschen!
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