Wenn nächste Woche die Ausstellung „Das
schwache Geschlecht“ im Kunstmuseum Bern eröffnet, werden die von weiblichen
Aktdarstellungen verwöhnten Besucheraugen zur Abwechslung mal wieder mit
blutten Männern konfrontiert. In ihrem aktuellen Blogbeitrag thematisiert die
Kuratorin Kathleen Bühler den Vorwurf, bei der Ausstellung handle es sich bloss
um einen Vorwand, Männerakte auszustellen.
Dieser Vorwurf ist befremdlich. Spätestens
nach einer Florenzreise sollte jedem klar sein, dass nackte Männer ebenso zur
Kunstgeschichte gehören, wie die entblösste Frau. Trotzdem ist der
Umgang mit dem nackten Mann befangener. „Die Simpsons“ widmeten dem Thema gar
eine ganze Folge: Eine Ausstellung rund um Michaelangelos David endete in Zensur.
An nackten Frauen in der Kunst stört sich hingegen kaum jemand, zumal die
meisten Akte noch immer züchtiger daher kommen als der weibliche Cast von „Geordie
Shore“.
Der Unterschied in der Wahrnehmung dürfte
im biologischen Unterschied liegen: Auf den meisten Frauenakten ist das
Intimste noch vor Blicken - Schamhaar sei Dank - geschützt. Ist dies nicht so,
beispielsweise bei Gustave Courbets „L'origine du monde“, ist der Aufschrei mindestens so
gross wie bei Darstellungen eines entblössten Glieds. Und auch dort gibt es
Unterschiede: An den – verzeihen Sie den Ausdruck – Minipenissen der
Renaissance scheiden sich die Geister heute weniger als an adäquaten
Abbildungen. (Als ausgewachsene Exemplare 2012 Wiener Plakatwände zierten, um
auf die Ausstellung „Nackte Männer“ im Leopold Museum hinzuweisen, waren es
übrigens die Frauen, die Sturm liefen. Eigentlich verständlich, immerhin wissen
die Männer ja, wie sie „unten rum“ aussehen...)
Ob lauter Aufschrei oder stille
Verlegenheit: Die Konfrontation mit dem nackten Mann scheint
heute gewöhnungsbedürftig und es ist gesellschaftlich eine interessante Frage, warum
uns das Natürlichste manchmal so fremd erscheint. Ist diese Haltung anerzogen?
Liegt es daran, dass wir heute die meiste Zeit über angezogen rumlaufen? Beziehungsweise daran, dass wir uns nackte Frauen aus den Medien gewohnt sind? Oder
ist das männliche Geschlechtsorgan am Ende einfach doch nicht so schön
anzuschauen? Antworten finden wir hoffentlich ab nächster Woche im Kunstmuseum
Bern!
(Bild von Luis E. Melendez)
Zum letzten Absatz, ja es ist anerzogen wir von unseren Eltern, unsere Kinder von uns...
AntwortenLöschenJe kleiner sie sind desto weinger Scham besteht