Mittwoch, 2. Mai 2012

Museumspersonal im Fokus VIII: Die Assistenzsassas

Der Weg zum Erfolg ist entbehrungsreich, oder wie lautet noch mal das Sprichwort? Auf Assistenzkuratoren trifft es jedenfalls zu: Zuerst leben sie für das Studium, später für die Dissertation, und zehren während zehn Jahren entweder vom Geld der Eltern oder vom Einkommen aus Kellnerjobs oder Assistenzstellen für cholerische Professoren. Dann, wenn sie über dreissig Jahre alt sind und ihre Freunde aus Schulzeiten bereits das Eigenheim bezogen und eine dreiköpfige Familie gegründet haben sowie zum mittleren Kader aufgestiegen sind, bewerben sie sich für ihren ersten richtigen, unterbezahlten Job. Dieser führt nicht selten in ein kleines Museum, wo sie sich zwar mit dem Titel „Assistenzkurator“ brüsten können, aber so wenig mit Ausstellungsprojekten zu tun haben, wie ein Florist mit der Urwaldaufforstung: Sie koordinieren Presseanfragen, besorgen den Wein für die Vernissagen, erledigen Botengänge, kontrollieren, ob die Bilder gerade hängen, und verhätscheln die exzentrischen Kunstschaffenden. Schliesslich, wenn sie sich die Sporen genug abverdient haben, dürfen sie endlich richtig kuratieren – und zusehen, wie ihre Vorgesetzten an den Vernissagen die Lorbeeren ernten.

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