Samstag, 28. Mai 2011
Dienstag, 24. Mai 2011
Chantal Michel: "Ich habe einen Traum"
Ende Juli muss Chantal Michel nach drei Jahren das Schloss Kiesen verlassen. Zuvor gibt es noch eine "Best of"-Ausstellung. Den nächsten Aufenthaltsort hat die Multimediakünstlerin noch nicht gefunden. In ihrem Text "Ich habe einen Traum" macht Michel aber deutlich, was sie sich für die Zukunft wünscht:
Ich habe einen Traum
Schon als Kind baute ich mir unter meinem Schreibtisch mein Haus. Dort fühlte ich mich wohl. Eine Welt, in der ich meine Träume wahr werden liess. Eine Welt, in der alles möglich war.
Heute lebe ich in einem grossen, verlassenen Schloss. Mit einfachsten Mitteln habe ich es eingerichtet und bewohnbar gemacht. Eigentlich hat sich nicht viel verändert seit damals. Mein eigener, kleiner Lebensraum ist für mich existenziell, um meine Träume und meine Kunst zu realisieren.
Nun muss ich diesen Ort verlassen. Ich habe einen Traum. Ich denke an ein altes, verwunschenes Haus mit verwildertem Garten. Blaue Blumen, seltsam bitteres Gemüse und süsse Früchte. Die Fassaden verblichen, bröckelnder Kalk auf den Mauern. In den zahllosen Zimmern, Gängen, Nischen und Winkeln riecht es nach vergangenen Zeiten. Alte Tapeten mit Rosenmustern, knarrende Tannendielen, das dumpfe Echo einer schweren Tür im Keller, überall bizarre Schatten.
Von weit her klingt Musik. Es kommt von der Veranda. Da sind Stimmen, helles Lachen. Da sitzen Menschen an riesigen Tafeln – Kerzenschein in leuchtenden Augen. Ich schwebe durch Räume, Türen, Wände hinaus in die Weite des Parks, wo Eichhörnchen synchrones Ballett tanzen und Hände und Münder sich in Begehrlichkeiten und Leidenschaften verlieren. Ich durchschwimme mein Haus und die Menschen, als wäre die Welt ein Aquarium und das Leben ein atemloser Traum.
Worte bleiben ungefähr – meine Träume sind unsagbar und deshalb unerhört. Doch wer will, kann sich in sie hinein verirren, sie in meinem Haus entdecken, heute morgen, immer wieder – sie miterleben für die halbe Ewigkeit zwischen zwei Herzschlägen. Traumhaft, zeitlos, wortlos, spürbar, wandelbar.
Treten Sie ein, die Tür steht offen.
„Best of“-Ausstellung im Schloss Kiesen: 28. Mai bis 3. Juli. Die Besichtigung der Ausstellung ist immer Samstags in Kombination mit einem von der Künstlerin zubereiteten Diner möglich. Ausstellung ab 17h, Diner 19h, Kosten Fr. 48.–. Anmeldung obligatorisch unter 031 311 21 90 (Namen und Telefonnummer hinterlassen).
Montag, 23. Mai 2011
Bern liebt Bourgeois!
Jippieh wir sind die ersten: Louise Bourgeois' (1911-2010) Skulptur "Maman" wurde heute auf dem Bundesplatz in Bern zum ersten Mal in der Schweiz aufgebaut. Zuvor stand die Spinne schon vor und in der Tate Modern in London, in den Pariser Tuileries, in Bilbao und in Petersburg. Anlass ist die kommende Ausstellung in der Fondation Beyeler in Riehen, die eine grosse Hommage der Künstlerin, die 2011 hundert Jahre alt geworden wäre, plant. Nach Bern "krabbelt" die Spinne weiter nach Zürich, nach Genf und schliesslich nach Riehen. "Maman" ist autobiografisch - die Mutter von der Künstlerin litt unter der notorischen Untreue ihres Mannes und mutierte in den Augen der kleinen Louise zur Spinne, einem intelligenten, aber auch gefährlichen Tier, das blitzartig und grausam zustossen kann.
16.30 Uhr: Die Sonne brennt. Hier wird gebaut.
Fast hat man das Gefühl, Maman zapple in den Fängen des Krans.
Dieser Mann hat definitif keine Spinnenphobie. Dafür einen Mutterkomplex?
Die Eier: Die lieben Kleinen sind noch nicht ausgeschlüpft- zum Glück.
Das ist "Mamans" intelligenzversprechende Kopfhaut,
die nun an einem Karabinerhaken befestig in die Höhe gezogen wird.
Es funktioniert,
sie schwebt,
so dass am Ende die Schöpfung ihre Krone aufgesetzt bekommt.
Ah! und Oh! Wir sind alle froh...
20.30 Uhr: Die Sonne brennt nicht mehr hüllt dafür die stolze "Maman" in goldenes Licht.
Merci Louise, tu es sublime et on ne t'oubliera jamais!
Louise Bourgeois’ Skulptur «Maman» auf dem Bundesplatz in Bern
24. Mai bis 7. Juni 2011
16.30 Uhr: Die Sonne brennt. Hier wird gebaut.
Fast hat man das Gefühl, Maman zapple in den Fängen des Krans.
Dieser Mann hat definitif keine Spinnenphobie. Dafür einen Mutterkomplex?
Die Eier: Die lieben Kleinen sind noch nicht ausgeschlüpft- zum Glück.
Das ist "Mamans" intelligenzversprechende Kopfhaut,
die nun an einem Karabinerhaken befestig in die Höhe gezogen wird.
Es funktioniert,
sie schwebt,
so dass am Ende die Schöpfung ihre Krone aufgesetzt bekommt.
Ah! und Oh! Wir sind alle froh...
20.30 Uhr: Die Sonne brennt nicht mehr hüllt dafür die stolze "Maman" in goldenes Licht.
Merci Louise, tu es sublime et on ne t'oubliera jamais!
Louise Bourgeois’ Skulptur «Maman» auf dem Bundesplatz in Bern
24. Mai bis 7. Juni 2011
Mittwoch, 18. Mai 2011
Basteln mit den Kultussen 4
Heute machen wir einen Briefbeschwerer à la Thomas Hirschhorn (1957 in Bern geboren). Man nehme: Na, was wohl?
Klebeband natürlich. Der demokratische Werkstoff aus dem Hirschhorns Alpträume sind.
Dann suche man nach einem Ding, das man schon immer verschwinden lassen wollte, sich bisher aber nicht traute es zu entsorgen. Zum Beispiel eine von der Grosstante im Porzellanmalkurs gestaltete Deko-Kugel, die Sie fieserweise geschenkt bekommen haben und die ihnen dauernd vor die Füsse rollt.
Na, sieht doch schon viel interessanter aus, oder?
Kann jetzt auch gar nicht mehr davonrollen und nerven.
Nun schauen Sie kurz ein Bild von Thomas Hirschhorn an und überlegen, wie Sie ihrem Briefbeschwerer noch etwas mehr Hirschhornità verleihen könnten.
Die 3-D-Brille vom letzten Kinobesuch (rather Pina than Avatar) und fertig ist das Angesicht, das fortan Ihre Briefe beschwert, falls es in Ihrer Wohnung stark winden sollte - oder haben Sie sonst eine Idee warum man so etwas braucht? Falls die Grosstante zu Besuch kommt müssen Sie das Unding halt schnell aus- und wieder einwickeln...
Klebeband natürlich. Der demokratische Werkstoff aus dem Hirschhorns Alpträume sind.
Dann suche man nach einem Ding, das man schon immer verschwinden lassen wollte, sich bisher aber nicht traute es zu entsorgen. Zum Beispiel eine von der Grosstante im Porzellanmalkurs gestaltete Deko-Kugel, die Sie fieserweise geschenkt bekommen haben und die ihnen dauernd vor die Füsse rollt.
Na, sieht doch schon viel interessanter aus, oder?
Kann jetzt auch gar nicht mehr davonrollen und nerven.
Nun schauen Sie kurz ein Bild von Thomas Hirschhorn an und überlegen, wie Sie ihrem Briefbeschwerer noch etwas mehr Hirschhornità verleihen könnten.
Die 3-D-Brille vom letzten Kinobesuch (rather Pina than Avatar) und fertig ist das Angesicht, das fortan Ihre Briefe beschwert, falls es in Ihrer Wohnung stark winden sollte - oder haben Sie sonst eine Idee warum man so etwas braucht? Falls die Grosstante zu Besuch kommt müssen Sie das Unding halt schnell aus- und wieder einwickeln...
Malen mit Bob Ross, das wird ein Spass!
Band 3 ist schon in Planung: Mehr Freude am Photoshop (oder wie man Bob Ross' Haare anständig freistellt)
Dienstag, 17. Mai 2011
Martin Ziegelmüller - Ein Werküberblick in Bern und Langenthal
Vor der Eröffnung der Doppelausstellung „Weites Feld. Martin Ziegelmüller“ im Kunstmuseum Bern und im Kunsthaus Langenthal führte der 76-jährige Berner Künstler die Medienschaffenden durch die Ausstellungen:
Gezeigt werden apokalyptische Stadtansichten, Porträts, Fabrikwelten, Tierdarstellungen – und seine beeindruckenden Landschaftsgemälde:
Grosses Interesse an Ziegelmüllers Darstellungen aus dem Operationssaal. Weil der Künstler keine Staffelei mit in den OP nehmen konnte, fertigte er Skizzen an. Als er während einem Eingriff hinausstürmte, um neue Bleistifte zu besorgen, fragte eine Krankenschwester besorgt: „Ist ihm schlecht geworden?“ Der Arzt, ein guter Freund Ziegelmüllers, antwortete: „Dem wird doch nicht schlecht, ich habe gesehen, wie er Kaninchen metzget!“:
Auf eine alte Bekannte der Berner Kunstszene treffen die Kultussen bei der Porträtgalerie: 1968 hat Ziegelmüller die Galeristin Dorothe Freiburghaus gemalt – als nachdenkliche junge Frau, umgeben von Büchern:
Ausstellung: Kunsthaus Langenthal: 19.5.-10.7. (Vernissage 18.5. um 19 Uhr) und im Kunstmuseum Bern: 20.5.-14.8. (Vernissage 19.5., 18.30 Uhr).
Sonntag, 15. Mai 2011
This Is Lady Gray
Bühne frei für unsere Berner Blogger-Kollegin This Is Lady Gray. Sie zeigt uns, wie frau in der Kunstgeschichte Inspiration für Mode und Styling findet und umsetzt. Das Resultat sind verträumte, verspielte, freche, rockige Outfits, die wir gerne kopieren. Also, liebe Leser: Augen auf unter Berns Lauben. Vielleicht entdecken Sie dann mal per Zufall Lady Gray. Oder eine Kultusse, die im Stile der Lady wandelt!
Blog: http://thisisladygray.blogspot.com/
Samstag, 14. Mai 2011
Basteln mit den Kultussen 3
Heute basteln wir uns einen Zoo frei nach Dieter Roth. (1930 in Hannover geboren, 1998 in Basel gestorben). Roth schuf unter anderem ein Häschen aus Hasenkot. Wir machen eine etwas exotischere Variante. Man nehme verschiedene Tiersch..... (Ja, beim Auspacken haben Sies fast ausgesprochen), die Sie im Vorfeld in fernen Kontinenten zusammengesammelt haben.
Zum Beispiel die Ausscheidungen eines ramsnasigen Kein-Ohr-Elefanten:
Eindeutig ein Pflanzenfresser, weshalb sich der Geruch gut aushalten lässt.
Das Tier, das Sie aus den Exkrementen (Sie haben sich wieder gefangen) formen, sollte in etwa so aussehen.
Achtung nicht rumliegen lassen: Sonst meint noch jemand Sie hätten etwas vom Sprüngli mitgebracht. Dabei sind das die geruchslosen Böllchen (süss!) des Ein-Auge-Sumpfigels.
Das Tier, das sie daraus formen, sollte sich im besten Fall nicht allzu sehr von seinen Ausscheidungen unterscheiden.
Das ist ein Exponat (Oh ho!) einer hochgiftigen so genannten Klein-Hirn-Stroh-Raupe. Achtung: Berühren verboten.
Doch irgendwie werden Sie auch diese gefährliche Situation meistern und es wird Ihnen gelingen irgendwann ihr Räupchen in Händen zu halten (Ah blöd. Sie sollens ja nicht berühren).
Sie sind schliesslich etwas angeschlagen und brauchen nun tatsächlich ein Sprüngli-Truffe. Da liegen zum Glück noch welche im Kühlschrank oder war das der Stoff aus dem Sie den Stink-Bart-Geier formen wollten?
Zum Beispiel die Ausscheidungen eines ramsnasigen Kein-Ohr-Elefanten:
Eindeutig ein Pflanzenfresser, weshalb sich der Geruch gut aushalten lässt.
Das Tier, das Sie aus den Exkrementen (Sie haben sich wieder gefangen) formen, sollte in etwa so aussehen.
Achtung nicht rumliegen lassen: Sonst meint noch jemand Sie hätten etwas vom Sprüngli mitgebracht. Dabei sind das die geruchslosen Böllchen (süss!) des Ein-Auge-Sumpfigels.
Das Tier, das sie daraus formen, sollte sich im besten Fall nicht allzu sehr von seinen Ausscheidungen unterscheiden.
Das ist ein Exponat (Oh ho!) einer hochgiftigen so genannten Klein-Hirn-Stroh-Raupe. Achtung: Berühren verboten.
Doch irgendwie werden Sie auch diese gefährliche Situation meistern und es wird Ihnen gelingen irgendwann ihr Räupchen in Händen zu halten (Ah blöd. Sie sollens ja nicht berühren).
Sie sind schliesslich etwas angeschlagen und brauchen nun tatsächlich ein Sprüngli-Truffe. Da liegen zum Glück noch welche im Kühlschrank oder war das der Stoff aus dem Sie den Stink-Bart-Geier formen wollten?
Freitag, 13. Mai 2011
Getanzte Skulpturen
Am heutigen Tanz-Parcours durch die Innenstadt von Bern wurde wieder einmal deutlich, wie eng Tanz, Performance und bildende Kunst je länger desto mehr ineinander verschmelzen. In den Kurz-Choreografien gab es immer wieder Momente, in denen die Tänzer und Tänzerinnen ganz im Sinne von Erwin Wurm so genannte One-Minute-Sculptures schufen. Die Kultussen waren dabei und haben ab und zu sogar im richtigen Moment abgedrückt.
Die Tänzerinnen Maja Brönnimann und Stefanie Bolzli eroberten den Bahnhof mit Folklore und Wagemut.
Wie zwei Prostituierte aus einem Fellini Film: Mercé de Rande und Francesca Honegger verführten das Publikum mit grotesker Sexyness.
Hier sass eben noch Daria Gusberti. Von ihrer Performance zum Thema "Hall of Fame" blieb am Ende ein wenig Glitzerstaub übrig.
Mittwoch, 11. Mai 2011
Sonja Braas’ „Forces“ in der Galerie TH13
Die in New York lebende deutsche Künstlerin Sonja Braas eröffnet morgen Abend, 12. Mai von 18 bis 21 Uhr ihre Ausstellung in der Galerie TH 13 am Theaterplatz 13 in Bern. Wie der Titel suggeriert, geht es in ihren Fotoarbeiten um Naturkräfte: Steinlawinen, tosende Meere, ewiges Eis auf dem Berggipfel – alles eingefangen in melancholischen Bildern, die farblich nur wenige Nuancen aufweisen und durch diesen Milchglaseffekt eine mystische Stimmung heraufbeschwören.
Homepage der Künstlerin: http://www.sonjabraas.com/
Dienstag, 10. Mai 2011
Museumspersonal im Fokus V: Der PR-Künstler
Es ist schwierig, über sein eigenes Oeuvres zu sprechen. Einigen Künstlern fällt es leichter, anderen hingegen schwer. Statt grosse Interviews zu führen, ziehen es Journalisten im zweiten Fall vor, Porträts oder Ausstellungskritiken zu schreiben, während Künstler, die viel und gerne berichten, auch schon mal interviewt werden. Es gibt aber auch eine dritte Gattung: Jene Kunstschaffenden, die sich jeglicher Aussage zu ihrem Schaffen verweigern – es sei denn, sie eröffnen bald eine Ausstellung. Dann werden sie plötzlich zu PR-Managern in eigener Sache, bombardieren die Redaktionen mit Pressemappen und rufen täglich an, um nachzufragen, ob denn nun bald ein Artikel erscheint (und wenn die Antwort nein lautet, schieben sie dies nicht selten der „Inkompetenz“ der Journalisten zu). Ist die Ausstellung zu Ende, gibt sich dieser Kunstschaffende wieder unerreichbar. Wenn ein Journalist dann doch die Kühnheit besitzt, beim Galeristen nachzufragen, ob der Künstler zu einem bestimmten Thema Auskunft geben möchte, hört er nicht selten: „Nein, aber er/sie meldet sich dann wieder bei Ihnen, wenn eine aktuelle Ausstellung ansteht.“
Samstag, 7. Mai 2011
Die Kultussen an der BEA
Selten sind Kitsch und Kunst so nah beieinander:
Die Kultussen suchen weiter und finden bei einem Brienzer Holzbildhauerstand doch noch ganz spannende Arbeiten:
Und zu guter Letzt noch ein Zitat:
Erraten? Genau, sieht aus wie die Charakterköpfe von Franz Xaver Messerschmidt:
Wenn wir nun jemanden für die Holzbildhauerei begeistern konnten: www.partout.ch
Doch der Kitsch überwiegt und beweist, dass auch er alle Genres umfasst:
Genremalerei...
...Aktmalerei...
...Portraitmalerei...
...und, äh, und - nein, ganz ehrlich, soetwas ist nur im Kitsch möglich!
Die Kultussen suchen weiter und finden bei einem Brienzer Holzbildhauerstand doch noch ganz spannende Arbeiten:
Diese Büste ist aus Holz geschnitzt, glänzt aber wie Porzellan. Und die eingesetzten Glasaugen verleihen ihr ein menschliches Aussehen - verstörend.
Lieblingsstück der Kultussen: Diese Holzskulptur zeigt einen Mann, der auf einem überdimensionalen Schwan "reitet" und mit diesem zu verschmelzen scheint. Grotesk, und damit ganz nach unserem Geschmack.
Und zu guter Letzt noch ein Zitat:
Erraten? Genau, sieht aus wie die Charakterköpfe von Franz Xaver Messerschmidt:
Wenn wir nun jemanden für die Holzbildhauerei begeistern konnten: www.partout.ch
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