Montag, 24. Oktober 2011

Die Kunst der Worte


Am 11. November ist es wieder so weit, dann öffnet der Solothurner Kunstsupermarkt seine Tore. Ein Blick ins diesjährige Programm zeigt, dass die (über-)regionalen Kunstschaffenden gerne zu Wörtern greifen, um ihre – vor allem abstrakten – Bilder aufzupeppen. Mal ist es nur ein werbetechnisch geschickt eingesetztes „Solothurn“ in Drucklettern, mal ist es ein Gedicht in Schnörkelschrift, mal setzt jemand mit Parolen wie „Carpe Diem“, „Männer mit Möglichkeiten“ oder „Du & ich“ Akzente.
Die Kultussen erinnern sich während der Lektüre an eine hoch offizielle Veranstaltung letztes Jahr, an der eine Frau einem Verein anlässlich einer Jubiläumsveranstaltung ein selbstgemaltes Bild schenkte und eine gefühlte Stunde über die Bedeutung der aufgemalten Worte „Frau“ und „Freiheit“ referierte.
Auch beim Durchblättern des Kunstsupermarktkatalogs fragen wir uns, warum die Kunstschaffenden glauben, dass es diese Worte tatsächlich braucht. Beziehungsweise, was für einen Mehrwert sie sich von Schlagworten wie „Love“ oder „Peace“ erhoffen.
In uns flammt der Verdacht auf, dass es eine Verlegenheitslösung ist und wir wünschen uns mehr Selbstvertrauen. Lasst die Bilder für sich sprechen – wenn sie gut sind, funktionieren sie auch ohne aufgepinselten Begleittext (Man stelle sich bloss einmal Picassos Arlequin mit aufgemaltem „Clown“ vor!). Und wenn nicht, ist am Künstler vielleicht ein Dichter verloren gegangen. In dem Fall: Weg mit dem Pinsel, her mit dem Stift – das ist doch auch was!

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