Mittwoch, 20. November 2013

Interview mit uns selbst


Am Montagabend waren die Kultussen zu Gast beim Gallery Talk des Verbands für Schweizer Galerien in der Galerie Christinger De Mayo in Zürich. Da die wenigsten unserer Leserinnen und Leser dabei sein konnten und damit unsere Ausführungen zum Bloggen verpasst haben (sowie das Buffet, siehe Bild), hier ein Interview mit uns selbst...





Blogs wurden ja schon mehrfach totgesagt. Warum sind wir 2011 ausgerechnet auf die Idee gekommen, einen gemeinsamen Blog zu starten?

Wir haben unabhängig voneinander internationale (Mode-)Blogs verfolgt und gedacht, dass die Berner Kunstszene so ein lockeres Medium für skurrile Beobachtungen und etwas andersartige Besprechungen gebrauchen könnte.

Warum heissen wir „Die Kultussen“?

Kult und Tussen – das ergibt die Kultussen. Der Name ist eingängig und hat Selbstironie. Schliesslich hat Kunst heute viel mit Lifestyle zu tun und die Menschen lieben das Drumherum. Wir stehen dazu, dass wir uns neben der Kunst auch dafür interessieren, was es an einer Vernissage zu essen gibt :-) 

Ist euer Blog das Tagebuch zweier Kulturjournalistinnen?

Ja, durchaus. Oftmals spiegelt der Blog unser Tun als Journalistinnen wider. Dank unserem Beruf sind wir dauernd an Pressekonferenzen, Vernissagen etc. Die Kultussen gewähren einen alternativen Blick auf das Erlebte. Wir können im Blog auch mal radikal subjektiv sein oder etwas ganz Belangloses aufblasen. Man muss aber auch sehen, dass die Kultussen selbst ein Kunstprodukt sind. Die Schreiberinnen sind biografisch also nicht gleichzusetzen mit den Kultussen – trotz dem persönlichen Ansatz, den wir gewählt haben.

Wer ist unser Zielpublikum?

So allgemein es tönt: Alle Menschen, die sich im engeren und weiteren Sinne für Kunst interessieren. Wir sprechen keine bestimmte Alter- oder Bildungsgruppe an. Die Unterschiede zeigen sich innerhalb der einzelnen Beiträge. Jemand, der unsere Rubrik „Do it yourself“ verfolgt, ist jemand anderes, als Leute, die unseren Gesellschaftsdiskursen folgen oder Beiträgen über das Zusammenspiel von Kunst und Mode. 

Apropos Gesellschaftsdiskurs: Wie politisch sind die Kultussen. In Bern ist ja viel los kulturpolitisch: Anbauprojekte, neue Subventionsverträge...

In unserer Doppelrolle als Journalistinnen gibt es da eine klare Abgrenzung: Die Kultussen sind nicht Aufdeckerinnen von Kunstskandalen. Wir begleiten aber die Diskussionen und machen Beiträge, in denen wir unsere Meinung kundtun und Aspekte durchleuchten, die nicht zu anderen (Print-)Medien passen. So kommt es schon mal vor, dass wir nach einer Pressekonferenz über die Zusammenarbeit von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee über die Garderobe der referierenden Herren berichten.

Wie viele Leute lesen uns eigentlich?

Wir versuchen pro Tag 1-2 Posts oder Links zu publizieren. Damit locken wir pro Tag zwischen 150 und 300 Leute an.

Bilder von Wolken, die an Kunstwerke erinnern, oder Beiträge, in denen die Kultussen berühmte Skulpturen nachbacken – ist das nicht einfach seichte Unterhaltung und hat wenig mit einem ernsthaften Kunstdiskurs zu tun?

Mit den Kultussen wollen wir unterhalten, in dieses Konzept passen auch Kunstkuchen rein. Uns ist es ein Anliegen, den Blick dafür zu schärfen, was Kunst ist und welchen Einfluss die Kunst auf Alltägliches genommen hat und immer noch nimmt. Selbst wir, zwei Kunsthistorikerinnen, sind immer wieder erstaunt, wie viele kunsthistorische Referenzen sich überall finden lassen – beim Besuch beim Coiffeur, im Restaurant oder in einer Regenpfütze.

Wie lange wird es die Kultussen geben?

Bestimmt so lange, wie es uns noch Spass macht!

Und zuletzt noch: Warum ist das Logo eigentlich aus Raphaels Engeln zusammengesetzt?

Das war eine spontane Idee und das Logo entstand in nur fünf Minuten. Es passte einfach, darum haben wir es auch nicht mehr verändert. Es fasst unsere Ausrichtung gut zusammen. Es sagt: Hey, hier geht es um Kunst, aber es darf auch mal so banal sein wie ein Regenschirm mit Raphael-Prints!

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