Donnerstag, 31. März 2011

Finissage

Warum immer an Vernissagen auftauchen? Gehen Sie doch wieder einmal an eine Finissage. Zum Beispiel ins Druckatelier des sympathischen Amerikaners Tom Blaess. Dort können Sie Werke von Gustavo Ramos Rivera entdecken. Es handelt sich um Monotypien mit Zeichnung und Gumprint. Fragen Sie jetzt nicht, was das genau ist. So etwas lernt man nicht im Kunstgeschichte-Studium. Blaess erklärt Ihnen aber gerne alles, was mit Drucktechniken zu tun hat. Und wenn Sie gerne selber ausprobieren möchten, wie das ganze funktioniert gibt es die Möglichkeit bei Blaess einen Kurs zu besuchen.

Finissage: Sonntag, 3 April, 12-17 Uhr, Druckatelier Tom Blaess, Uferweg 10b, 3013 Bern
  

Montag, 28. März 2011

Besuch im Gepard 14

Die Malerin Andrea Nyffeler arbeitet seit rund zwei Monaten im Atelier/Kunstraum gepard14 im Liebefeld. Dort knüpft sie auch Kontakte zu anderen Kunstschaffenden. Diese hat sie eingeladen, vor Ort mitzuwirken oder ein Werk für eine Ausstellung zu bringen. Diese eröffnet am Freitag 1. April um 18 Uhr, mit dabei sind unter anderem folgende Künstlerinnen und Künstler: Renée Magaña, Michaela Cerullo, Franz Roth, Lucyenne Hälg, Marco Giacomoni, Annette Maïga, Claudio Cotting, Annina Arquint, Luciano Andreani, Jerry Hänggli Franziska Ewald, Cosimo Gritsch, Martin Möll und Alex Güdel. (Siehe Kunsstipp)


Ab in die Psychotherapie oder doch lieber in den Kunstraum? Die Kultusse entscheidet sich für zweiteres kann sich aber den Namen partout nicht merken. Leopard, Panther oder sybirischer Tiger? Wie heisst ihr schon wieder?


Im GEPARD (das schnelle, nicht das sich auf Bäumen fläzende Tier) trifft sie schliesslich Andrea Nyffeler, die gerade ein  Werk vollendet . Ihr Stil lässt sich am ehesten als magischer Realismus bezeichnen.


Da hat sie sich dann doch noch gedreht, obwohl ihr die Knipserei zuerste etwas suspekt war.


Wie du mir, so ich dir. Andrea Nyffeler schiesst scharf zurück....


 Andere Besucher haben die Künstlerin in unterschiedlichsten Techniken porträtiert.


Jeder  Besuch im Atelier  wird  auf Nyffelers  alter Schreibmaschine protokolliert. Was steht wohl in meiner Fiche?


Zwei Mädchen servieren eine Torte: Ein mysteriöses Bild der Malerin Michaela Cerullo. Die Schuhe im Vordergrund hat Cosimo Gritsch gemalt. Er bevorzugt alltägliche Sujets...


...wie zum Beispiel diesen einsamen, angegessenen Nussgipfel.


Franz Roths Diptychon besticht mit einer ungewöhnlichen Farbgebung. "Wir haben über sein Gelb gefachsimpelt", erklärt Nyffeler. Er benutzt Farben, die ich nie benutzen würde.


Ein Werk von Nyffeler selbst. Poetisches Detail: Die Pusteblume ist bei ihr auch eine Lampe.

PS: So könnte meine Fiche lauten: 0076. trug eine weisse Bluse und einen grünen Rock. Sie trank einen Holunderblütensirup, notierte und fotografierte alles was ihr vor die Linse kam, stellte viele Fragen und verabschiedete sich um  14 Uhr 34. Es gab keine unangenehmen Zwischenfälle, dafür ein interessantes Gespräch.

Aktuelle Ausstellungen in und um Bern

Künstlerisch läuft gerade viel in und um Bern. Das sind unsere Highlights:
Im Centre Pasquart in Biel eröffnet am Samstagabend die Ausstellung „Julia Steiner. Kaleidoskop“ mit Werken der Berner Manor-Kunstpreisträgerin. Gleich daneben, im Photoforum, läuft noch bis am 29.5. die Ausstellung zu den beiden Fotopreisträgern des Kantons Bern: Nicole Hametner und Andreas Tschersich. Das Porträt zu Hametner auf Bernerzeitung online:

http://www.bernerzeitung.ch/kultur/kunst/Die-Fotografin-der-Nacht-/story/26823083


Im Kunstmuseum Bern startet diese Woche die Ausstellung zu Schweizer Kunst – doch momentan begeistert vor allem die Kunst aus Chile. Im Rahmen der Ausstellung „DISLOCACIÓN. Kulturelle Verortung in Zeiten der Globalisierung“ ist ein bewegendes Werk von Camilo Yáñez ausgestellt. «Estadio nacional» zeigt auf einer im Raum hängenden Leinwand Filmaufnahmen aus dem Stadion in Santiago, aufgenommen einen Tag, bevor die Bagger für die Renovierung für die 200-Jahr-Feier auffuhren. Der ruhige Schwenk steht im Gegensatz zur bewegten Geschichte: Das Stadion diente nach dem Militärputsch als riesiges Konzentrationslager. Das Lied, das im Raum ertönt, stammt von einem Musiker, der im Stadion getötet wurde:


Wie immer sind solche Aufzählungen unvollständig und subjektiv. Teilen Sie uns doch im Kommentar mit, welche Ausstellungen Sie unseren Lesern empfehlen!


Montag, 21. März 2011

10 Gründe, warum Künstler die angenehmsten Kulturschaffenden sind

Machen wir mal wieder etwas Schwarzweissmalerei. Dieses Mal zum Thema: Warum Künstler die angenehmsten Kulturschaffenden sind.

  1. Sie sind in den Massenmedien nicht so omnipräsent mit ihrem Privatleben
  2. Sie werden nicht automatisch zu Nationalhelden, wie gewissen Musiker, sondern müssen zuerst noch etwas leisten
  3. Wenn sie gut sind, bleiben sie langfristig im Gespräch
  4. Ihre Karriere endet nicht mit den ersten Falten
  5. Wenn sie wollen, können sie sich der anderen Sparten bedienen: Musik, Video, Tanz etc. Sie sind also die vielfältigsten Kulturschaffenden
  6. Künstlerinnen müssen keine Modelmasse besitzen wie Schauspielerinnen oder Sängerinnen (Ausnahmen exklusive). Überhaupt ist es heutzutage egal, ob ein Bild von einer Frau oder einmal Mann gemalt wurde
  7. Sie jagen nicht dem grossen Geld und Ruhm hinterher, sondern arbeiten nachhaltig
  8. Tauchen sie an einer Vernissage auf, sind sie meist gesellig
  9. Sie sind exzentrisch und richten sich nicht nach dem Massengeschmack
  10. Sie fördern den sozialen Kontakt, in dem sie ihre Anhänger in Museen und Galerien locken

Samstag, 19. März 2011

Museumsnacht Impressionen


Nächtliche Konversation auf auf dem Bremgartenfriedhof. Was erzählen sich diese Kahlköpfe am Ort der ewigen Ruhe?

Diesen Kuchen durfte man nicht versuchen: Barockes Dessert-Buffet im Bellevue. Wenigstens eine Tortenschlacht hätten sie erlauben können. Mehr Dekadenz bitte!


Fische, Austern, Schweineköpfe, meterhohe Terrinen - lange wurde diskutiert ob alles auf der Tafel im Bellevue echt sei. Jemand wollte schon fast den Finger ins Nasenloch des Schweinekopfes stecken, als man erfuhr: Alles echt nach barocken Rezepten gekocht.


Das ist nicht der Kronleuchter von Paris Hilton, sondern ein etwas gar knallig beleuchtetes Objekt im Bellevue.


Der Hotelpianist. Ob er noch immer heimlich von einem anderen Spielort träumt?


Die Blumendekoration: Man durfte für einmal ganz unelegant die Nase hineinstecken und schnuppern. Schliesslich war Museumsnacht und es galt etwas zu lernen. Flieder oder Meierisli?


Mehr oder weniger praktisches Schuhwerk. Hat Adidas die Museumsnacht gesponsert?


Die Souvenir-Jägerin: "Ich hab ein Foto aus dem Bundesarchiv, einen Plastikbecher von Egger-Bier, eine Papiermotte und eine Scratch-Karte aus der Credit-Suisse! Was zum Teufel habt eigentlich ihr ergattert?"

Mittwoch, 16. März 2011

Japanische Künstler reagieren auf die Katastrophe

Japan haben die Kulturschaffenden damit begonnen, sich mit der Erdbebenkatastrophe und ihren Folgen auseinanderzusetzen. Über das soziale Netzwerk Twitter publiziert beispielweise der renommierte Manga-Zeichner Takehiko Inoue (“Real”, “Vagabond”)  Illustrationen von lächelnden Japanerinnen und Japanern – Sinnbilder der Hoffnung:


Von Inoues Bemühungen inspiriert, hat auch die kanadische Zeichnerin Nina Matsumoto (“Yokaiden“) Werke im Internet veröffentlicht. Für 25 Dollar bietet sie diese zum Kauf an – der Erlös soll den Opfern der Katastrophe zugute kommen:


 „Es erwacht ein Gedanke in mir: Dass die Kunst fähig ist, unserer Gesellschaft Hoffnung zu geben in dieser düsteren Zeit“, schreibt Takashi Murakami in seinem Blog. Der international gefragte Starkünstler, der wegen dem Erdbeben eine Ausstellung absagen musste,  fordert seine Künstlerkollegen auf, ihre Werke als Zeichen der Solidarität ebenfalls auf Twitter zu laden. Derweil bezieht die Zeichnerin Yuko Ichimura Bilder der Katastrophe und Schicksale der Menschen in ihr Werk mit ein und veröffentlicht Texte und Comics auf dem Internetportal der „Süddeutschen“, in denen sie das Geschehene verarbeitet:

http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/35471

Dienstag, 15. März 2011

Die schönsten Kunstwerke der Welt von A-Z


D wie Dame mit Hermelin von Leonardo da Vinci
Nein, nicht die Mona Lisa ist das schönste Bild von Leonardo da Vinci, sondern "Die Dame mit Hermelin".  Mona Lisa ist nur  bekannter, weil sie einmal geraubt wurde und dann wieder auftauchte. Mindestens so mysteriös lächeln nämlich auch andere Frauen, die da Vinci porträtiert hatte. Das Hermelin-Bild entstand in einem Zeitraum von 1484-1490 in Mailand. Es stellt Cecilia Gallerani die Geliebte von Herzog Ludovico Sforza, dem berühmtesten Förderer Da Vincis dar. Wie oft in der Renaissance muss man dieses Bild entschlüsseln können. Der Hermelin hat eine symbolisch-emblematische Bedeutung. Ludovico Sforza wurde von seinen Freunden "Ermellino" genannt, weil das Tier sein Wappen zierte. Das seine Geliebte  auf ihrem Schoss einen Hermelin trägt liess die eingeweihten Betrachter wissen, dass sie zu jenem Zeitpunkt von Sforza ein Kind erwartete. Lange meinten die Kunsthistoriker es handle sich statt um einen Hermelin um ein Mauswiesel, was nun irgendwie gar nicht nach einem eleganten Schosstier tönt.


E wie Endymion von Anne Louis Girodet-Trioson
Keiner schläft so schön beleuchtet wie der Endymion des klassizistischen Malers Girodet. Endymions Haut ist wie aus Marmor. Diese Makellosigkeit ist kein Zufall. Schliesslich war der aus der griechischen Mythologie bekannte mal als Hirte, mal als Jäger und auch als König von Elis beschriebene Jüngling der ewig jugendliche Liebhaber der Mondgöttin Selene. Diese hüllt bei Girodets Meisterwerk den Geliebten mit Mondschein, der durch das Blätterwerk bricht ein. Vermutlich hat sie ihm zuvor "au clair de la lune" ins Ohr gesungen.


F wie der Frühling von Sir Lawrence Alma-Tadema(1836-1912)
Er soll endlich kommen und sich genau so präsentieren....


G wie der Gleichgültige von Jean Antoine Watteau (1684-1721)
Indifferenz gilt als üble Sünde. Doch kann man diesem Bruder Leichtfuss böse sein? Galant tänzelt er durchs Leben, ein schönes Cape über der Schulter. Sich den Kopf zermartern können die anderen.


H wie der Heilige Sebastian von Antonello da Messina
Das Bild von 1476 ist ein für die Renaissance typisches Perspektiven-Wunder. Der mit Pfeilen durchbohrte Märtyrer gilt bis heute als Gay-Ikone.


J wie Jüngling von Caravaggio um 1600
Über die Homoerotik, die dieser frühbarocke sich absolut affektiert gebärdender Jüngling verströmt wurde schon viel geschrieben. Wir finden: Ein bisschen bi schadet nie. Schön ist er so oder so.


K wie die heilige Katharina von Lorenzo Lotto (1480-1556)
Die Künstler des Manierismus konnten die Perfektion der Renaissance-Künslter in punkto Perspektive nicht mehr toppen. Also besannen sie sich auf anderes. Nicht selten bilden auf manieristischen Porträts prächtige Draperien statt Landschafen oder Architektur den Hintergrund. Das wichtigste Attribut der heiligen Katharina, das Rad fehlt hier. Sie wirkt eher wie eine Dame der feinen Gesellschaft, ganz dem Zeitgeist gemäss gekleidet. Genug Tuch gibt es auch an ihren in einem kalten Rot (die Manieristen bevorzugten Zwischentöne) gehaltenen Ärmel. Inspiration für die Haute Couture?


O wie Ophelia von John Everett Millais
Haben Sie schon einmal eine so schöne Wasserleiche gesehen? Das Kleid ein einziges Ornament, das Gesicht von einer Flut Haare umgeben: Der zu den Präraffaeliten gehörende Maler John Everett Millais sehnte sich wie es für diese Gruppe typisch war nach einer vergangenen Zeit. Shakespeare war für diese Künstler eine beliebte Inspirationsquelle. Mit Ophelias Selbstmord aus Hamlet, den er 1951 malte wählte Millais eine Szene, die es ihm erlaubte Schönheit mit Morbidität zu verbinden und sein grosses Talent für Naturdarstellungen unter Beweis zu stellen.


P wie Madame Pompadour von François Boucher von 1756
Der Rokoko-Maler schnitt Möbel und Vorhänge des Interieurs zu Gunsten des Kleides an. Dieses zelbriert mit etlichen Schleifen besetzt Verspieltheit, Frivolität und Müssigang .Oder können sie sich vorstellen in diesem Kleid etwas Profanes zu verrichten?


R wie Madame Riviere von Ingres (1780-1867)
Das muss die Audrey Hepburn des 19. Jahrhunderts gewesen sein....


T wie Die Toteninsel von Arnold Böcklin
Sowohl der Tod als auch die griechische Mythologie sind omnipräsent im Werk des Schweizer Künstlers Arnold Böcklin (1827-1901). Sein wohl berühmtestes Gemälde ist „Die Toteninsel“, von dem er fünf Versionen fertigte. Auf diesem wundervollen Bild ragt eine von Trauerzypressen überwachsene Felsinsel aus dem Meer. Ein Boot steuert auf die Insel zu, darauf befindet sich eine weisse Gestalt und ein weisser Sarg – eine Szene, wie sie aus der griechischen Mythologie bestens bekannt ist: Charon bringt die Verstorbenen zur Grablegung über den Totenfluss. Einzigartig ist die Lichtführung Böcklins, mit der er der „Die Toteninsel“ einen übernatürlichen Schimmer verleiht.


U wie Uta von Naumburg vom Naumburger Meister
Sie entstand im 13. Jahrhundert und gilt als  eine der bedeutendsten Skulpturen der deutschen Gotik. Walt Disney hat sich an ihr  für seine böse Königin in Schneewittchen inspiriert.  Wer ist die Schönste im ganzen Land? Liebe Uta, Sie sind wunderschön aber über den Bergen bei den sieben Zwergen ist eine tausend mal schöner als ihr.


V wie Vampire von Edvard Munch
Nein, Vampire sind kein Phänomen der Gegenwart - auch wenn sie zugegebenermassen selten so präsent waren wie heute, Film & TV sei dank. Schon bei Edvard Munch (1863-1944) flatterten sie über die Leinwand, bissen ihre Opfer und saugten ihnen das Blut aus. Das Bild ist desshalb so umwerfend, weil es die Ambivalenz dieser mystischen Gestalt auf den Punkt bringt: Was eigentlich ein todbringender Kuss ist, sieht aus wie eine liebevolle Umarmung.


W wie The Night-Hag Visiting Lapland Witches von Johann Heinrich Füssli
Bei Johann Heinrich Füssli (1741-1825) - oder Henry Fuseli, wie der Schweizer Maler in seiner Wahlheimat England genannt wurde - tauchen immer wieder (Alb-)Traumgestalten auf. Auch auf diesem Gemälde, auf dem Hexen ihr nächtliches Unwesen treiben und versuchen, ein Opfer darzubringen. Ob es gelingt? Das Bild lässt die Betrachter im spannendsten Moment einen Blick auf das Treiben erhaschen, erzählt die Geschichte aber nicht zu Ende. Dies muss eben in den Köpfen der Rezipienten geschehen.


X wie Xanthippe von Reyer van Blommendael (1650-1704)
Wer ein Klugscheisser ist und dabei auch noch lüstern in den Ausschnitt fremder Weiber starrt, gehört bestraft. Das muss sich Xanthippe gesagt haben, als sie ihrem Ehemann, dem Philosophen Sokrates Wasser über den Kopf goss. Heute versteht man unter Xanthippe ein nörgelndes Weib. Eine typisch chauvinistische Verdrehung der Tatsachen zu Ungunsten der Frauen.


Z wie Zitronen von Zurbaran

Sonntag, 13. März 2011

Nanomania in art history


Die Kultussen sammeln die Nanos der Migros - aber für einen künstlerischen Zweck. Das Ergebnis: ein Film, der zeigt, wie die Kunstgeschichte verlaufen wäre, hätte es die Nanos schon viel, viel früher gegeben...

Samstag, 12. März 2011

Streetart am Kunstmuseum, Schlachthaus und Co.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, woher die Tierkleber kommen, die überall in Bern angeklebt wurden, unter anderem am Kunstmuseum Bern und am Schlachthaus Theater? Die Antwort: Mitmachende des Kunstprojekts Windowzoo haben sie dort angebracht. In einem Video zeigen sie uns, wie sie das genau machen:


Projekt: http://www.windowzoo.com/

Freitag, 11. März 2011

Kleider machen Künstler

In dieser Serie sollen Künstler einmal nicht für ihr Werk, sondern für ihren Stil gewürdigt werden. Warum trug Andy Warhol eine silberne Perrücke? Wer ist Dandy und wer ist Punk? Wer hat Klasse und wer pflegt einen bewussten Anti-Look? Gefolgt wird dem ABC.


A wie Marina Abramovic: Wer es aufs Titelbild eines Hochglanzmagazins schafft hat Stil oder sieht gut aus.  Auf die 1946 in Belgrad geborene Performance Künstlerin Marina Abramovic trifft beides zu. Die Tochter von Partisanen ist berühmt geworden mit radikalen Aktionen bei denen sie sich selbst Gefahren aussetzte,  etwa als sie sich dem Publikum auslieferte, dem sie zuvor Folterwerkzeuge zur Verfügung gestellt hatte. Dramtisch ist auch ihr Look. Ihr langes schwarzes Haar trägt sie entweder offen oder zum Zopf geflochten. Mal tritt sie rockig in schwarzer Lederkluft, mal barock in Rot auf. Sie ist eine Künstlerin, die alle Blicke auf sich zieht, ob sie nun während einer Performance stundenlang Rinderknochen mit einer Bürste reinigt oder in Givenchy in die Kamera eines Paparazzos lacht. 

B wie Joseph Beuys (1921-1986): Nach seiner spektakulären Rheinüberquerung im Jahre 1973 war sein Look gesetzt: Jeans, ein weisses Hemd mit einer Anglerweste und ein Filzhut machten diesen Mann zur Ikone. Er hatte nur ein Outfit aber viele Facetten: Professor, Parteigründer, Medienprofi, Schamane, Aktivist, Revoultionär...Ein Mann, ein Stil und tausend Worte.

C wie Christo, 1935 in Bulgarien geboren und Jeanne-Claude, 1935 in Casablanca geboren. Die sehen irgendwie so eingepackt aus. An was das liegen mag?

D wie Sonia Delaunay (1885-1979)
Sie hat nicht nur mit ihrem Ehemann Robert Delaunay den Orphismus entwickelt, eine Form abstrakter Malerei, die von geometrischen Formen geprägt wird, sondern sich auch als Modedsesignerin und Stilikone einen Namen gemacht. Ihre künstlerischen Ideen setzte sie auch in Theaterdekorationen und Kostümen um. Was damals avantgardisitsch war, ist heute klassisch modern. Geometrische Formen tauchen bis heute regelmässig in Kollektionen der Designer auf, manchmal gar als direkte Hommage an Delaunays Formensprache.

E wie Tracey Emin (1963 in England geboren)
In den Neunzigerjahren sorgte die Vertreterin der Young Britsh Artists für manchen Skandal. Heute hat auch der hinterletzte Hinterwäldler begriffen, dass es ihr bei ihren Beichten aus der eigenen kruden Biografie, um mehr als um Provokation und Narzissmus geht. Ihr Werk berührt ihaltlich und besticht formal. Das Enfant Terrible hat mittlerweile sogar eine Professur für Confessional-Art an der European Graduate School in Saas Fee gekriegt. Wie man sich gemeinhin eine Professorin vorstellt, sieht Emin aber nicht gerade aus. Das Kind einer Britin und eines türkisch-zypriotischen Vaters aus einfachen Verhältnissen trägt immer noch Proll-Chic. Blusen, die Einblick auf ihren drallen Busen gewähren, viel Goldschmuck  und Leoprint. Elegant ist anders. Doch Emin punktet stiltechnisch mit Eigenwilligkeit und Authentizität.

F wie Urs Fischer (1973 in der Schweiz geboren, lebt in New York)
Der von oben bis unten tätowierte Künstler trägt meist schluddrige T-Shirts und seinen kleinen Hund im Arm. Diese Post-Punk Attitüde passt zu seinem Kunst-Kosmos bestehend aus Zeichnungen, Skulpturen und Objekten, die oft aussehen als wären sie Requisiten für einen B-Movie. Das Brachiale liegt ihm. Wenn ihn eine Museumswand stört, dann bohrt er eben kurzerhand ein Loch hindurch. Klar, dass so einer eher wie ein Bauarbeiter, als wie ein Geck daher kommt.

G wie Gilbert & George
(1943 in Italien und 1942 in Grossbritannien geboren)
Die Bildsprache des mittlerweile verheirateten Künstlerduos ist grell und poppig.  Das Markenzeichen der beiden: Businessanzüge. Diese trugen sie bereits in den frühen Siebzigerjahren als die beiden bekannt wurden mit Filmen, in denen sie sich betranken. Saufen im Dandylook= very british!

H wie Keith Haring
(1958 in Pensylvania geobren -1990, New York)
Haring war ein Hipster. Diese tragen auch heute noch Nerdbrillen. Er mochte auch ausgefallene T-Shirts und extravanten Eigenkreationen.

I wie Jörg Immendorff (1945 in Lüneburg geboren und 2007 in Düsseldorf gestorben)
Der Künstler, der es bis zum Kunstprofessor brachte  mochte Koks und Prostituierte und so sah er auch aus.

 J wie John Bock
Dem 1965 in Deutschland geborenen Aktionskünstler steht einfach alles, sogar das Make Up à la Joker.

K wie Jeff Koons (1955 in Pennsylvania geboren)
Er war während sechs Jahren an der Wall Stree als Broker tätig und fürchtet sich deshalb nicht vor Kravatten. Während seine Arbeiten sich mal an der Frivolität der Rokoko-Malerei, mal an der Buntheit der Pop Art und mal am Skurilen des Surrealismus inspirieren sieht er selbst meist ziemlich proper aus. Sein Motto: "Ich bin ein Yuppie und das ist gut so." Braucht auch eine gewisse Kühnheit innerhalb der Kunstszene, wo man gerne so tut als ob man nicht hinter dem Geld her wäre.

L wie Tamara de Lempicka (1898 in Warschau oder Moskau geboren, 1980 in Mexiko gestorben)
Schillerndes Leben, schillernder Look. Die Art Déco Malerin versprühte maximalen Glamour. Sie wusste sich als Diva zu inszenieren und stand als Persönlichkeit ihrer Kunst - einer Mischung zwischen Kühle und Sinnlichkeit - in nichts nach. Man sagte ihr eine  Menge Affären nach und sie hatte ein schickes Appartment in der Stadt des guten Geschmacks: In Paris.

M wie Manon (1946 in Bern geboren, lebt in Zürich)
Mitten in den Siebzigerjahren, als Feministinnen gerne Latzhosen trugen und damit aufhörten sich die Beine zu rasieren schuf sie das "Lachsfarbene Boudoir", ein so genanntes Environment das weiblicher nicht hätte sein können: Ein Arrangement aus Muscheln, Federn, betörenden Düften, Seide und Schmuck gewährte Einblick in die Seele der ersten und vielleicht wichtigsten Performance-Künstlerin der Schweiz. Sie wusste noch vor Sylvie Fleury und anderen bewusst mit femininen Klischees spielenden Ikonen der Neunzigerjahre: Feminismus und Feminität sind kein Widerspruch. Von 1977-1980 lebte sie in Paris und zelebrierte mit Foto- und Videoarbeiten New Wave Ästhetik. Zu jener Zeit hatte sie sich die Haare abrasiert. Als sie stark geschminkt, kahl und mit einer Taube an einer Party auftauchte wurde sie fotografiert. Am nächsten Tag war das Bild der exzentrischen Erscheinung in der Zeitung. In der Bildlegende stand es handle sich um einen Transvestiten. Mais non, c'était Manon!


N wie Niki de Saint Phalle (1930 in Neuilly sur Seine geboren, 2002 in San Diego gestorben)
Bevor sie ihren ersten Ehemann und ihre Kinder verliess und ab 1956 mit ihren Schiessbildern gegen das Patriarchat feuerte arbeitete Niki de Saint Phalle als Model. Stil hatte die aus einer französischen, bürgerlichen Familie stammende Malerin und Bildhauerin ein Leben lang.

 O Meret Oppenheim (1913 in Berlin geboren, 1985 in Basel gestorben)
Im Paris der Dreissigerjahre lernte sie Man Ray kennen und liess sich von ihm fotografieren. Sie brauchte lange um den Stempel "Muse der Surrealisten" wieder loszuwerden und den Fokus des Publikums auf ihr eigenes Werk zu richten . Heute gilt sie als eine der wichtigsten Vertreterinnen des magischen Surrealismus. Die Stilikone mit den raspelkurzen Haaren war auch Designerin und bekannt für das Tragen von exzentrischen Kleidern. Sie liebte den Karneval, das Theater und alles Rituelle. Ab 1972 lebte sie abwechslungsweise in Bern und Paris. Zeitgenossen berichten von legendären Auftritten an Festen und im Berner Pyri (Café des Pyrénées) . Mittlerweile hat man sich in der Bundesstadt wohl auch an den lange umstrittenen Brunnen gewöhnt.

P wie Picasso (1881 in Malaga geboren, 1973 in Frankreich gestorben). Ein Mann, ein Shirt. Wetten das der Streifen-Look diesen Sommer wieder Hochkonjunktur hat?



Q wie Queer wie Eva und Adele
Wer regelmässig an die Art Basel geht hat diese beiden bizarren Geschöpfe bestimmt schon gesehen. In oft pinkfarbenen Damenkostümen, mit stark geschminkten Gesichtern und kahl geschoren mischen sich die beiden unter das gemeine Volk. Die Künstler, die der Öffentlichkeit Informationen über die eigene Biografie verweigern lassen sich keinem Geschlecht eindeutig zuordnen. Sie verstehen sich als lebendige Kunstwerke, die weder zwischen Leben und Werk trennen können noch wollen.

 R wie Pipilotti Rist (1962 in Grabs, Rheinthal geboren)
Die Schweizer sind verklemmt und bieder gekleidet? Diesem Image wirkt unsere farbigste Botschafterin entgegen. Pipilotti Rist verzaubert mit ihrem Werk und ihren Looks die New Yorker und somit die ganze Welt. Sie trug schon eine Schweizer Tracht, eine blaue Brille und ziemlich  unmögliche Farbkombinationen. Pipi (schwedisch für verrückt) wie ihr Vorbild Pipi Langstrumpf eben.

S wie Carolee Schneemann
Die feministische US-Performance-Künstlerin (geboren 1939) zeigte sich wie ihre Arbeitskolleginnen gerne leicht bekleidet, bearbeitete ihren nackten Körper aber mit Farbe, Schnur & Co. und machte ihn somit zur Leinwand und sich selbst zur bestimmenden Künstlerin. Bei einem Auftritt in Bern vor ein paar Jahren präsentierte sie sich im Kostüm - aber noch immer äusserst figurbetont und mit grossem Ausschnitt.

T wie Takashi Murakami
Spitzbübisch mit spitzem Bärtchen und Harry-Potter-Brille präsentiert sich der japanische Pop-Art-Künstler Takashi Murakami (geboren 1962). Nicht selten posiert er auch mit kleinem Hündchen - wie Paris Hilton, die man ja auch ungeniert zur Popkultur zählen darf.

U wie Ulay (geboren 1943)
Klar ist der Performance-Partner von Marina Abramović meistens angezogen - seinen berühmtesten Auftritt hatte er jedoch im Adamskostüm: Zusammen mit seiner ebenfalls nackten Partnerin quetschte er sich in einer Galerie unter einen Türbogen. Die Ausstellungsbesucher mussten sich dann an den beiden nackten Leibern vorbeizwängen.

V wie Michael von Graffenried
Der in Paris lebende Berner Fotograf (1957) fällt mit seiner grossen Statur und den dunklen Locken auf. Dazu trägt er eine kugelrunde Brille. Wichtiges Accessoire: eine Fotokamera.

W wie Andy Warhol (1928 in Pittsburgh geboren, 1987 in New York gestorben)
Warhol und seine Silver Factory-Freunde trugen schwarze Lederjacken und Sonnenbrillen. Das Tageslicht sahen die sogenannten Mole People, durchgeknallte Speed-Freaks, die sich um den Künstler scharten kaum weshalb alle bleich waren. Dadurch konnte man sich auch als coole New Yorker von den sonnengebräunten Kaliforniern differenzieren.  Warhol selbst hatte ein besonderes  Markenzeichen: Seine legendäre, silberne Perrücke. Er wollte Haare haben, so silbern wie die Wände seiner Factory. Denn Silber war die Farbe der Zukunft in die man damals voller Hoffnung blickte.  Das Accessoire wurde 2006 bei Christies für 10'800 Dollar verkauft.

Z wie Zilla Leutenegger
Die 1968 geborene in Zürich lebende Mulitmediakünstlerin mags androgyn. Ihr Stil: Eine Mischung aus der Dadaistin Hanna Höch und der italienischen Rockröhre Gianna Nannini.







Mittwoch, 9. März 2011

Kleine Kunst für den Automaten


"Ein herkömmliches Zigarettenautomaten-Modell bietet das Gefäss für eine aussergewöhnliche Kollektion von Designobjekten, welche von DesignerInnen aus verschiedenen Design-Disziplinen konzipiert, entwickelt und hergestellt werden", schreibt Designomat auf seiner Homepage. Kreative Köpfe können kleine Kunstwerke, die in eine Box in der Grösse einer Zigarettenschachtel passen, einsenden. Diese können dann von Interessierten an den Designomaten in der ganzen Schweiz bezogen werden. Alle Infos zum Projekt, über die Standorte der Automaten und über die Teilnahmebedingungen finden Sie hier:

http://www.designomat.ch/

Dienstag, 8. März 2011

Zum 100. Frauentag

Zum 100. Internationalen Frauentag ein paar Bilder, die dem schöneren, gescheiteren und sich in der Mehrheit befindendem Geschlecht huldigt. Amen.
Ps. Frauen sind zwar tolle Modelle und Musen  können aber auch selbst malen. Davon ein andermal.

http://www.youtube.com/watch?v=nUDIoN-_Hxs

Sonntag, 6. März 2011

Erschwinglicher Anker

Kommenden Mittwoch werden in Genf Grafiken und Studien des Berner Künstlers Albert Anker aus dem Nachlass seines Enkels versteigert. Da alle Lose einen neuen Besitzer finden müssen, gibt es keinen Mindestpreis. Die "günstigsten" Werke starten bei einem Wert von 400 Franken. Wer sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen will:

http://www.hoteldesventes.ch/encheres/

Donnerstag, 3. März 2011

Hingehen oder nicht hingehen?


Wenn plötzlich auf Plakaten in der ganzen Stadt  Motten um eine Glühbirne kreisen steht die Museumsnacht kurz bevor. Das Bild ist richtig gewählt: an Anziehungskraft und Beleuchtung fehlt es dem Event nicht. An jenem Abend  entern ganze Scharen von hochmotivierten Bildungsbürgern mit Kindern und Kegeln die heiligen Hallen der Kunst. Populärer als die Fasnacht, ein Abend für dich und mich, für Leute von zwei bis hundert. Kein Wunder fragt sich der Snob: Warum sollte ich ausgerechnet in die Kunsthalle gehen, wenn Kreti und Pleti dort um einen Stehplatz kämpfen? Warum sollte ich das Kunstmuseum aufsuchen, um Beatbox, den auch die Kleinsten mögen zu lauschen? Oder auch: Warum um Himmels Gottes Willen sollte ich ins  Archiv des Heilsarmee Museums gehen und mir ein frommes Intermezzi eines Frauenchors anhören? Würde ich das in einem anderen Rahmen,  bei klarem Verstand sonst je tun? Möchte ich wirklich Früchteschnitzkunst aus Rettich und Karotten im Botanischen Garten erlernen? Stellen sie sich diese Fragen lieber nicht. Einfach hingehen und drauflos schauen, lauschen und schnitzen. Am Ende treffen sie sowieso alle, die angeblich an jenem Abend  etwas "im kleinen Rahmen" am laufen haben. Zum Beispiel beim "Baumscheibeln" im Schweizerischen Alpinen Museum... Wer hat nicht  schon immer mal davon geträumt einen Baumstamm zu zersägen? Wenn Sie sich dabei aus Versehen ein Ohr absäbeln gibts einen Shuttle Bus direkt ins Psychiatrie-Museum....

Museumsnacht, Freitag, 18. März 18-02 Uhr

Vokabular für Museumsgänger

Abgeben, Wo muss ich meine Handtasche
Betörend, Schon das erste Bild ist
Charmant, Die Frau an der Kasse ist übrigens
Dada, Alles und jeder hier ist
Elektrisierend, Also diese Bildsprache ist
Farty, Eben Arty
Gesellschaftskritisch, Im Grossen und Ganzen ist es mir aber zu
Höhe, Und der Eintrittspreis ist ja wohl die
Irritiert, Nach dieser Ausstellung bin ich
Jahresprogramm, Trotzdem freue ich mich schon auf das neue
Kantine, Wo finde ich eigentlich die
Lichtschranke, Achtung vor der
Mutig, Diese weisse Leinwand ist so
Nonchalant, Der Künstler gibt sich wirklich
Oszillierend, Wie nennt man das doch gleich? Ah, ja
Pastös, Van Gogh malte auch
Querulantisch, Trotzdem ist mir diese Haltung zu
Rentnerrabatt, Gibt es hier überhaupt einen
Shop, Ich besuche noch kurz den
Tragtasche, Geben Sie mir für das Poster eine
Utopisch, Diese Ausstellung ist wirklich
Verstörend, Und das Oeuvre
WC, Wo finde ich das
XY, Kennen Sie schon den Künstler
Yen, Welchen Marktwert hat er eigentlich in
Zeit, Jetzt wird es aber langsam

Mittwoch, 2. März 2011

Kultussen überall!


Werbung in eigener Sache: Die Zeichnungen einer der Kultussen liegen nun überall in der Schweiz dank Cards for Free auf. Objektiv, wie wir sind, wurde dieser Post von der anderen Kultusse verfasst!