Mittwoch, 23. Februar 2011

Geheimnis um Mona Lisa ist gelüftet!

Pendlerzeitungen berichten nicht gerade ausführlich über Kunst, dafür umso ausführlicher über die Hintergründe zur Mona Lisa. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht irgendein Experte darüber spekuliert, wer Leonardo da Vinci für sein berühmtestes Gemälde Modell gesessen hatte. Jüngstes Beispiel:

http://www.20min.ch/diashow/diashow.tmpl?showid=35693

Aber ist das wirklich so interessant? Zugegeben, die Theorie, dass es sich um einen Mann gehandelt hat, ist amüsant, aber ob es nun die Frau eines Politikers oder die Tochter eines Künstlerfreundes war, ändert doch nichts an der Wahrnehmung des Gemäldes, das ja hauptsächlich gerade durch das Mysterium um die Porträtierte seine Faszination ausübt.
Aber Dan Brown hat es mit seinem Roman „Sakrileg“ erfolgreich vorgemacht: Wann immer die Kunstgeschichte mit einer detektivischen Lücke aufwartet, ist das Interesse am Werk auf einmal geweckt. So hat spätestens seit Browns Literaturverfilmung jeder eine Meinung, ob auf da Vincis Version des letzten Abendmahls Maria Magdalena dargestellt ist oder nicht.
Und wenn irgendwo ein Gemälde von Munch, van Gogh oder Picasso gestohlen wird, ist die Betroffenheit plötzlich weltweit da – unabhängig davon, ob die schockierten Nachrichtenleser die Bilder überhaupt voneinander unterscheiden könnten.
Verschwörungstheorien und Raube – das sind offenbar heute die wirkungsvollsten Marketinginstrumente für die Kunst, um im Gespräch zu bleiben. Kein Wunder ist denn der Kunstraub bei Wictionary auch gleich als erstes Anwendungsbeispiel beim Begriff „Raub“ aufgeführt:

Beispiele:
[1] Das Museum meldete heute den Raub eines wertvolles Gemäldes.
[2] Das Gericht verurteilte den Mann wegen Raubes.
[3] Der Täter versteckte den Raub im Keller.
[4] „Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.“[1]

Am grössten ist das öffentliche Interesse natürlich, wenn man nicht genau weiss, wer denn auf dem geraubten Gemälde eigentlich dargestellt ist...

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