Sonntag, 8. Januar 2012
Picasso der Schreiberling
Wussten Sie, dass Picasso auch gedichtet hat? Für die Kultusse, die die klassische Moderne während des Studiums etwas verschlafen hat (weil Mittelalter, Barock und Gegenwart mehr rockten), war das jedenfalls eine neue Erkenntnis. Das bunt gestreifte, in einem Brockenhaus gefundene Büchlein (Deutsche Verlags Anstalt, 2007) enthält sprachliche Perlen des Meisters. Man stösst auf Einträge dieser Art:
11-17. März 1937
samtener Eierbecher treibt aus dem Meer die knospenden Perlmuttsysten zwischen den Lippen verbirgt hinter den Gitterstäben das Verlangen in der Enge seines Gefängnisses das in Fanfarenstössen aufbrandet im hellen Kerzenschein
im hellen Kerzenschein hinter den Gitterstäben samtener Eierbecher der die knospenden Perlmuttzsysten aus dem Meer treibt zwischen den Lippen verbirgt das Verlangen in der Enge seines Gefängnisses das in Fanfarenstössen aufbrandet
samtener Eierbecher (...)
Picasso Gedichte, S.102 DVA, 2007
Das muss vielleicht ein Spass für den Übersetzer gewesen sein!
Und hier noch ein schönes Zitat von PP:
"Ein Bild kann ebenso gut mit Worten geschrieben werden wie man Gefühle in Gedichten malen kann."
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen